



Nähen mit Leder
Ihr wollt mit Leder nähen und wisst noch nicht genau, worauf ihr achten müsst? Wir haben für euch das Wichtigste rund ums Nähen mit Leder zusammengefasst. Hier erfahrt ihr, worauf es bei einer Nähmaschine ankommt, um auch mit Leder mühelos und mit viel Freude arbeiten zu können. Außerdem erklären wir euch, was es bei Nähnadeln und Garn zu beachten gilt und wie ihr auch ohne Stecknadeln schnell und einfach abstecken könnt.
→Die passende Nähmaschine für Leder – Durchblick im Nähmaschinen-Dschungel
Zunächst kann man bei der Suche nach einer passenden Nähmaschine vom schier endlosen Angebot regelrecht erschlagen sein. Wir haben für euch eingehend recherchiert und uns einen Überblick über die verschiedenen Typen von Nähmaschinen verschafft. Den Blogeintrag dazu und außerdem einen Vergleich von fünf Haushaltsnähmaschinen findet ihr hier im Blog.
Allerdings gestaltete sich für uns der Kauf einer Nähmaschine dann tatsächlich schwieriger als gedacht. Sicherlich kommen viele leistungsstarke Nähmaschinen mit Leder zurecht, jedoch wird in unserem Fall die Nähmaschine fast ausschließlich der Belastung durch das Nähen von Leder ausgesetzt sein. Die Herstellerangaben im Internet halfen uns da nur bedingt weiter. Also mussten Fachmeinungen her!
Kurz gesagt: Mit sehr dünnem Leder kommen noch die meisten handelsüblichen Nähmaschinen zurecht. Aber natürlich legt man beim Vernähen zwei Lagen, vielleicht sogar mehr, übereinander, wenn man mit einem Innenstoff arbeitet oder Henkel und Reißverschluss anbringen möchte. Als Alternative wurde uns eine Schuster-Nähmaschine vorgeschlagen, die würde durch jedes noch so dicke Leder problemlos stechen. Trotzdem wollten wir unbedingt eine handelsübliche Haushaltsnähmaschine, da wir auch ganz klassisch mit Baumwolle, Jeans und Co. nähen möchten.
Nach langer Suche und ein paar Gesprächen mit Schneiderinnen und einem Nähmaschinen-Reparatur-Dienst, sind wir schließlich doch noch fündig geworden! Worauf kommt es also an, um mit einer normalen Haushaltsnähmaschine auch problemlos Leder nähen zu können?
→Leistungsstarker Transport und die richtigen Füßchen
Wer schon einmal versucht hat, mit einem normalen Nähfüßchen Leder zu nähen, ist mit Sicherheit in Versuchung geraten, durch Schieben und Ziehen nachzuhelfen. Das ist auf Dauer nicht nur mühselig, sondern führt auch zu unsauberen Ergebnissen, wenn man nicht extrem viel Fingerspitzengefühl beweist. Im schlimmsten Fall kann bei starkem Ziehen und Schieben die Nadel verbogen werden und auf der Stichplatte aufschlagen und abbrechen. Das A und O ist also ein Nähfüßchen, das über den Stoff gleitet und an dem das Leder nicht „kleben“ bleibt. Ideal dafür sind Teflon- oder Rollfüße. Auch ein starker Transporteur ist unabdingbar, um frustfrei und ohne gewaltsames Ziehen nähen zu können.
→Kräftiger Nadelstangenantrieb
Wenn die Nähmaschine einen schlechten Nadelstangenantrieb hat, kann sich die Maschine zuweilen so widerspenstig geben, als hätte sie ein Eigenleben, da die Nadel immer wieder im Leder stecken bleibt oder erst gar nicht ganz durchsticht. Um diesem Problem vorzubeugen, braucht es einen starken Nadelstangenantrieb.
→Belastbarer Motor
Zuletzt steht und fällt auch alles mit einem belastbaren Motor. Schließlich hängen alle anderen Faktoren von ihm ab. Ein schwächerer Motor ist nicht automatisch ein Todesurteil für das Nähen mit Leder, jedoch hört so ein Motor einfach von selbst auf zu arbeiten, wenn er nach längerem Nähen überlastet ist. Mit einem guten Motor muss man keine unfreiwillige Pause einlegen.
→Gebrauchte Maschinen – eine Alternative zur teuren Neuanschaffung
Wenn ihr nicht so viel Geld in die Hand nehmen möchtet, um euch eine sehr hochwertige und deshalb kostspielige Nähmaschine zuzulegen, findet ihr vielleicht günstigere gebrauchte Maschinen, entweder online oder bei einem Händler in eurer Nähe. Achtet unbedingt auf die Qualität der Nähmaschine, denn falls eine gebrauchte Maschine schon sehr abgearbeitet ist und Reparaturen benötigt, müsst ihr eventuell doch mehr Geld ausgeben, als ihr eigentlich beabsichtigt und habt so schlussendlich doch mehr Ärger als Nähfreude.
Falls ihr schon eine Nähmaschine habt, mit der sich auch Leder gut nähen lässt, würden wir euch trotzdem raten, in ein Teflon- oder Rollfüßchen zu investieren. Das Nähen fällt damit so viel leichter und das Leder gleitet regelrecht von selbst weiter, ganz so wie es beim Nähen sein sollte.
→Die passenden Nähnadeln
Ledernadeln für Haushaltsnähmaschinen gibt es in den Stärken NM 70 bis 120 (metrische Nadelstärke). Des Weiteren markieren manche Hersteller die Nadeln farblich. Die obere Markierung steht für den Nadeltyp (hier: braun für Leder), die untere Markierung für die Nadelstärke (hier: orange NM 80, blau NM 90 und braun für NM 120)
Wegen ihrer besonders geformten Spitze schneiden Ledernadeln förmlich mit jedem Stich durch das Leder. Stellt deshalb unbedingt beim Nähen eine höhere Stichlänge (mindestens 3,5) ein, ansonsten perforiert ihr das Leder regelrecht und eure Naht wird nicht stabil sein. Neben Ledernadeln könnt ihr bei dünnerem Leder vielleicht auch versuchen, mit einer Jeansnadel zu nähen, diese hinterlassen gegebenenfalls etwas kleinere Einstiche.
Aufgrund der Beschaffenheit des Leders werdet ihr aber nicht vermeiden können, dass die Nadel Löcher im Leder hinterlässt. Bei Textilstoffen gleitet die Nadel mit dem Faden durch die Gewebefasern, ohne sie zu durchtrennen. Bei Leder ist das leider nicht möglich, ihr habt deshalb nur „einen Versuch“ und könnt unsaubere Nähte nicht beliebig oft auftrennen und einfach nochmal sauber nachnähen. Solltet ihr euch doch einmal vernäht oder die Nähmaschine einen Stich ausgelassen haben, könnt ihr die Naht natürlich dennoch auftrennen. Achtet allerdings darauf, dass ihr beim zweiten Mal Nähen langsam und behutsam vorgeht und mit der Nadel wieder jede Einstichstelle so genau wie möglich trefft.
→Stoffklammern anstatt Stecknadeln
Stecknadeln sind beim Nähen mit Leder selbstverständlich ein No-Go! Mit Stoffklammern müsst ihr euer Leder nicht unnötig durchlöchern. Dank der Klammern bleibt euer Leder unbeschadet und sobald alles vernäht ist, lassen sich die Klammern auch wieder problemlos abnehmen. Stoffklammern sind erschwinglich und es gibt sie in verschiedenen Größen und Farben. Die Anschaffung lohnt sich also!
→Das richtige Nähgarn
Wir empfehlen euch beim Nähen mit Leder unbedingt qualitativ hochwertiges Nähgarn zu verwenden. Das schönste Nähprojekt wäre verdorben, wenn das Garn nach kurzer Zeit schon reißen würde. Je dicker das Leder, desto dicker sollte auch das Nähgarn sein. Selbst wenn dünneres Nähgarn auch reißfest genug wäre, sieht ein stärkeres Nähgarn zu dickerem Leder einfach besser aus, da die Naht sichtbar bleibt und nicht regelrecht im Leder verschwindet. Beachtet: Je niedriger die angegebene Fadenstärke, desto dicker ist das Nähgarn. Auch bei dünnerem Leder raten wir euch mindestens die Fadenstärke 40 zu verwenden. Für Leder geeignetes Nähgarn gibt es zum Beispiel von Gütermann oder Amann Serafil. Häufig geben die Nähgarnhersteller auch gleich mit an, welche Nadelstärke am besten zu dem jeweiligen Garn passt.
Tipp: Bevor es ans Nähen geht, solltet ihr auf keinen Fall vergessen auf einem kleinen Stück Leder Probe zu nähen, so könnt ihr sicher gehen, dass ihr ordentlich eingefädelt habt und Fadenspannung, sowie Stichlänge und –breite richtig eingestellt sind.
Wir hoffen wir konnten euch in Sache Nähmaschine und Nähen mit Leder weiterhelfen.
Viel Spaß beim Nähen :-)
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Inge Thome (Donnerstag, 24 Oktober 2019 23:26)
Hallo liebes Team von kiloleder. de, vielen Dank für den sehr informativen Beitrag. Man ist schon etwas verunsichert mit den normalen Haushaltsnähmaschinen ob sie es von der Leistung her schaffen. Also ist es auch ratsam einen Händler mit Raperatur Erfahrung auf zu suchen. Der müsste ja die stärke des Motors kennen. Ich Danke sehr und wünsche eine gute Zeit. Lg Inge