Leder punzieren

LEDER PUNZIEREN – EINE KUNST MIT TRADITION

Das Punzieren ist eine traditionelle Art der Verschönerung von Lederwaren, bei der mit Stempeln dekorative Muster eingeprägt werden. Die Stempel, Punzen genannt, kommen in vielen verschiedenen Formen und werden mit einfachen Hämmern ins Material eingearbeitet. Heutzutage findet man die Technik hauptsächlich in Amerika und deutlich seltener in Europa.

 

Geschichte des Punzierens

Die Geschichte des Punzierens beginnt in grauer Vorzeit. Die einfachste Art Muster in Steine, Metalle und Leder einzuarbeiten ist die Verwendung eines Hammers und eines Stempels. Weiche Metalle wie Gold und Silber wurden bereits in der Antike mit der Punze bearbeitet. Leder wird ebenfalls seit langer Zeit auf diese Art bearbeitet und nicht nur zur Verschönerung, sondern auch als Schreibmaterial, ähnlich den Tontafeln und Zylindern, die schon aus dem Babylon der Bronzezeit bekannt sind.

 

Die Beschreibematerialien aus Tierhaut werden seit der Antike generell als Pergament bezeichnet. Zuvor wurde auch einfaches Leder verwendet, dass aber nicht wie Pergament ungegerbt verarbeitet wird. Das Pergament wird nur in eine Kalklösung gelegt bevor Haare, Oberhaut und Fleischreste entfernt werden. Meist sind die Materialien aus denen Pergamente gefertigt wurden Schafs-, Kalb- und Ziegenhaut. Wichtig ist hier das Pergament nicht mit dem in der Moderne entwickelten Pergamentpapier zu verwechseln.

 

Ganz egal welche Art Pergament verwendet wurde, die Auftragung der Schrift erfolgte nicht mit einem Stempel, sondern in der Regel mit einem Schreibgriffel und Farbe. Das bringt den Vorteil mit sich, dass Pergamente nach abkratzen der Farbe wiederverwendet werden können.

Neben dieser Nutzungsart, des Leders gibt es natürlich zahlreiche, vielleicht sogar wichtigere Lederwaren. Das sind Gürtel, Riemen, Sättel, Taschen jeder Art, Kleider, Kopfbedeckungen und vieles mehr. All diese wurden schon immer verziert und mit Monogrammen versehen.

Die Werkzeuge, die zum Punzieren verwendet werden, haben sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Das Muster wird mit einem stumpfen Griffel auf das Leder gezeichnet. Anschließend verwendet man ein Messer, heute ein spezielles Drehmesser, und zu guter Letzt wird mit dem Stempel das Muster eingehämmert.

 

Was sich im Laufe der Geschichte verändert hat, sind die Materialien, aus denen die Werkzeuge für das Punzieren hergestellt werden. Zu Beginn werden es Flintsteine gewesen sein, dann Kupfer und Bronze und schließlich Eisen und Edelstahl.

Mit dem aufkommen der Massenfertigung ist die Verzierung von Lederwaren allerdings deutlich seltener geworden, denn Muster lasen sich auch maschinell ins Material einarbeiten und das viel schneller, denn das Punzieren ist ein sehr zeitaufwendiger Vorgang. Außerdem ist nicht jedes Leder zum Punzieren geeignet.

 

Heute findet man Muster, die mit Punzieren eingearbeitet wurden in Europa nur noch in Liebhaberstücken und auf Mittelaltermärkten in den alle Arten von Lederwaren aus Handarbeit angeboten werden. Ein Trend der sich kürzlich etwas umgekehrt hat, denn seit kurzem gibt es ein Revival für edlere Handtaschen, die mit modernen Mustern verziert sind.

Materialien für das Punzieren

 

Bevor Sie mit dem Punzieren anfangen können müssen Sie das richtige Leder finden. Es sollte sich dabei am besten um Rindsleder handeln. Sie sollten ein Vollleder mit mehr als 2 mm Dicke erwerben und darauf achten Teile vom Hals oder Croupon (der wertvollste Teil des Rindsleders vom Rücken) zu erwerben. So werden Sie die besten Ergebnisse erzielen und keine zusätzlichen Probleme bei der Verarbeitung haben.

Leder finden Sie zum Beispiel hier auf lederreste.online/kaufen.

 

Wenn Sie Ihr Leder dann einkaufen, sei es im Internet oder im Laden, müssen Sie darauf achten, dass es pflanzlich gegerbt wurde. Chrom gegerbte Leder lassen sich nicht mit Punzieren bearbeiten und können nur eingebrannte Muster erhalten.

Bei der pflanzlichen Gerbung, auch Lohgerbung genannt, werden Inhaltstoffe von Pflanzen verwendet, zum Beispiel Kastanien oder Eichenholz. So entsteht ein Leder, das sich mit Drehmesser und Stempel bearbeiten lässt, ohne dass Sie zu viel Kraft aufwenden müssen.

 

Leder selbst gerben

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, dann können Sie ihr Leder auch selbst gerben.

Sie beginnen damit ein Hals oder Croupon-Stück vom Rind zu kaufen. Befestigen Sie Ihr Rinderhautstück mit der Innenseite nach oben und salzen Sie es kräftig ein damit es konserviert wird und die Feuchtigkeit aus dem Material kommt. Salzen Sie im Laufe von einigen Tagen mehrere Male bis die Haut hart wird.

 

Anschließend ist es Zeit Fell und Fleischreste zu entfernen. Dafür gibt es besondere Werkzeuge, aber es reicht auch ein Rasiermesser, Teppichmesser oder ein Spachtel. Achten Sie darauf nicht die Rinderhaut zu beschädigen.

 

Nun ist es an der Zeit das Gerben vorzubereiten mit einem Prozess der Beizen genannt wird. So wird das Material empfänglich für die Gerbstoffe gemacht. Eine Beizlösung kann zum Beispiel aus 100 g Salz und 15 g Essig pro Liter Wasser bestehen. Belassen Sie Ihre Rinderhaut knapp eine Woche in der Lösung und rühren Sie immer wider um.

 

Nach Ablauf der Zeit können Sie dann mit dem eigentlichen Gerben beginnen. Bilden Sie eine Lösung aus pflanzlichen Bestandteilen, zum Beispiel aus Kastanienbaumrinde die fein zerkleinert wurde. Belassen Sie das Fell in der Lösung und warten Sie 7 bis 10 Tage.

Der letzte Schritt ist dann die Fixierung der Gerbung durch rollen des Leders um die Öle und Fette im Leder zu halten und das Trocknen entweder an frischer Luft oder im Ofen.

 

Verschiedene Arten des Punzierens

Da wir uns in diesem Text mit dem Leder Punzieren beschäftigen, werden wir nur noch einmal kurz erwähnen das es auch einen großen Markt für punzierte Metalle gibt. Das sind meist Gold oder Silber, denn diese Edelmetalle sind weich genug um leicht bearbeitet zu werden.

Das Punzieren, mit dem wir uns beschäftigen werden ist das Punzieren von Leder und hier unterscheidet man hauptsächlich die verschiedenen Werkzeuge mit denen man Venen von Blättern, leichte Grundierungen und scharfe Kanten ins Leder einarbeitet. Außerdem gibt es noch das Punzieren von Buchstaben mit Schablonen.

 

Bei der Durchführung gibt es die zwei verschwenden Schulen des Punzierens: eine die zuerst ein Muster mit einem Bleistift aufträgt und es mit einem Drehmesser vorbereitet und die andere die sofort mit dem Punzier-Stempel auf dem nassen Leder zu arbeiten beginnt ohne ein Muster vorzubereiten.

So funktioniert‘s

 

Wenn Sie selbst mal das Punzieren ausprobieren wollen und bereits das richtige Leder zur Hand haben, dann beginnen Sie damit Ihr Lederstück so zuzuschneiden, dass es für Sie leicht zu bearbeiten ist. Anschließend bestreichen Sie die das Leder mit Wasser um es für das Punzieren empfänglich zu machen. Dabei sollte das Lederstück feucht sein aber nicht vollkommen durchnässt. Trockenes Leder ist zu flexibel, um durch Punzieren bearbeitet zu werden.

 

Bevor Sie mit dem Punzieren anfangen, können andere Arbeiten durchgeführt werden, wie zum Beispiel die Löcher stanzen für einen Gürtel oder das Ziehen von Linien für eine Naht. Zunächst muss aber für eine gute Arbeitsfläche gesorgt werde.

 

Arbeitsoberflächen für das Punzieren

Zum Bearbeiten von Leder sind drei Arbeitsoberflächen hilfreich. Zuerst einmal eine Gummimatte. Diese Matte kommt für die ersten Arbeitsschritte zum Einsatz, bei denen Sie Löcher in das Leder stanzen und mit dem Messer Ihre Muster vorbereiten. Die Gummimatte verhindert, dass Ihre Werkzeuge den Arbeitstisch erreichen und so wird weder Werkzeug noch Tisch beschädigt. Für das Stanzen ist auch ein Epoxidharzbrett wie es oft in der Küche verwendet wird hilfreich.

 

Das dritte Stück Arbeitsoberfläche, welches am meisten Verwendung finden wird, ist Ihr Stempel- oder Punzieruntergrund. Dieser ist aus einem härteren Material. Ganz simpel kann das Hartholz sein oder für Fortgeschrittene, ein Steinblock aus Marmor oder Granit.

 

Je nachdem welchen Arbeitsschritt Sie durchführen, können Sie diese Arbeitsoberflächen kombinieren um Geräusche zu vermindern und Ihren Arbeitstisch zu schonen. Wenn Sie Löcher stanzen positionieren Sie das Gummi auf dem Stein, wenn Sie punzieren, dann legen Sie Ihren Granitstein auf die Gummimatte und das Hämmern wird deutlich weniger zu hören sein. Wenn Sie erst anfangen und noch nicht viel Geld investieren möchten, dann reicht auch ein Stück Hartholz für alle Arbeiten als Unterlage.

Vorbereitung des Musters

 

Nun haben Sie Ihr Leder auf der richtigen Oberfläche und möchten mit dem Punzieren beginne. Zuerst ist es ratsam eine Zeichnung des gewünschten Musters auf dem Leder anzufertigen. Echte Profis fangen oft gleich mit dem Schneiden an, aber wer neu im Geschäft ist zeichnet sich lieber sein Motiv vor damit er weiß wo das Messer anzusetzen ist.

 

Für das Zeichen verwenden Sie ganz einfach einen Bleistift. So lässt sich das Muster später leicht entfernen. Damit das Muster gut gelingt, sollten Sie zuerst wichtige Bereich einzeichnen in denn Sie nicht punzieren werden, weil dort zum Beispiel eine Naht gesetzt wird. Für das Zeichen kann man auch Schablonen verwenden, wenn man nur mit Augenmaß nicht so genau ist.

 

Ein Tipp ist hier bei der Zeichnung daran zu denken welche Werkzeuge man zur Verfügung hat. Mit dem Bleistift lassen sich leicht Formen erzeugen die später kaum zu stempeln sind. Seien Sie also nicht zu filigran in Ihrem Design, besonders wenn Sie neu im Geschäft sind.

 

Einschneiden der Muster mit dem Drehmesser

Die Arbeit mit dem Drehmesser ist der schwerste Teil des Punzierens. Zuerst sollte man darauf achten, dass das Messer immer gut geschärft ist. Hierzu verwenden Sie einen Schleifstein und anschließend zum Feinschliff ein Stück Leder, das mit Öl eingerieben wird. Immer wenn Sie bemerken, dass Ihr Messer nicht mehr ganz so gut schneidet, streifen Sie es ein paar Mal über dieses Stück Leder, um es wieder zu schärfen.

Für gute Ergebnisse ist ein perfekt geschärftes Messer essentiell. Beim Schneiden sollte die Klinge problemlos in das Leder eindringen. Vor der eigentlichen Arbeit helfen Aufwärmübungen. Probieren Sie aus wie gut Sie ein S und andere Muster schneiden könne. Sie sollten diese Schnitte ständig trainieren, um so Muster zu erhalten die bei Schwüngen in alle Richtungen gleichgut aussehen. Wenn Sie eine Linie schneiden, dann achten Sie darauf am Ende etwas mit der Klinge aus dem Material herauszugehen. So erhalten Sie ein Muster, das länger gut aussieht, ohne verfranzte Ecken. Abschließend lässt sich sagen: Bei der Arbeit mit dem Drehmesser hilft nur eins: üben, üben und noch mehr üben.

 

Das Einstempeln

Nun kommen wir zum eigentlichen Punzieren. Zu Beginn reicht ein Starter-Kit. Es wird aus um die 8 verschiedenen Stempeln bestehen mit denen Sie verschiedene Formen in das Leder einarbeiten können.

Feuchten Sie das Leder an, um es für die Bearbeitung empfänglich zuhalten. Nach dem Einschneiden des Bildes kann das Leder schon wieder getrocknet sein. Sie werden den Feuchtigkeitsgrad an der Farbe des Leders erkennen. Wenn die Farbe wieder dem trockenen Leder ähnelt, dann ist es an der Zeit etwas anzufeuchten.

 

Nun können Sie entlang des Musters mit einem kleinen Hammer und der Punze das vorbereitete Muster einarbeiten. Alternativ können Sie auch ohne vorgeschnittenes Muster arbeiten, wenn Sie simplere Muster erzeugen wollen. Mit etwas Phantasie und den verschiedenen Stempeln sind viele Formen möglich.

 

Während des Punzierens werden Sie sehen wie sich die Farbe des Leders verändert. Das liegt daran, dass sich die Fasern verdichten und die beim Gerben eingearbeiteten Öle an die Oberfläche kommen. So entsteht ein schöner Effekt, der das Muster deutlicher erscheinen lässt.

 

Fazit

Mit dem Punzieren können Sie ganz einfach kleine Verschönerungen an Lederarbeiten vornehmen. Am besten Sie beginnen mit einem kleinen Stück lohgegerbten Rindsleder und einem Starter-Kit zum Punzieren. Ihre ersten Stücke können zum Beispiel ein Lesezeichen oder ein Untersetzer sein. Experimentieren Sie mit den verschiedenen Werkzeugen und über kurz oder lang werden Sie immer interessantere Muster erschaffen. Wenn Sie Anregungen suchen, können Sie auf YouTube nach dem Schlüsselbegriff punzieren oder wenn Sie Englisch verstehen „Leather stamping“ suchen. Hier gibt es zahlreiche Tutorial die Ihnen die Technik und Ihre zahlreichen Facetten genauer erklären.